Da solltest du dir aber eine alten Kfz-Gesellen für die Lehre aussuchen. Die heutigen Kfz-"Mechatroniker" wissen meist bloß noch, wie man Fehler ausliest und warten nur noch darauf. dass die Software ihnen auch noch sagt, in welchem ebay-Shop man die Ersatzteile am günstigsten bekommt.
Falls ich jemandem jetzt auf den Schlips getreten haben sollte: Ich selbst habe mal KFZ-"Schlosser" gelernt und weiß, wovon ich rede.
Zu deinem Problem hat CelicaTech ja schon ganz richtig auf die Problematik durch Gas-Anlagen hingewiesen. Dem kann ich nur zustimmen. Als meine Tochter sich vor ein paar Jahren ihre Celica geholt hat war da auch eine Gasanlage verbaut. Die habe ich sofort komplett rausgeschmissen und austragen lassen. Euro3 hat sie ja trotzdem behalten und bei so kleinen Motoren, die ihre Kraft aus der Drehzahl holen, bringt eine Gasanlage eh kaum Ersparnis im Verhältnis zu den Verschleißkosten und der zusätzlichen Gas-Überprüfung zum TÜV.
Bei solchen pauschalisierten Aussagen muss ich defintiv ein Veto einlegen.
Was ich bestätigen muss, ist, dass viele junge Mechaniker nicht mehr für das Thema
Fahrzeugtechnik brennen und emotionslos, leidenschaftslos mit Autos arbeiten. Das ist der Sozilaisierung der letzten Jahrzehnte (Generation Greta) geschuldet.
Was ich aber nicht so stehen lassen kann ist die Aussage, das der Computer ja einem die ganzen Fehler samt Lösungen anzeigt. Das ist schlicht weg falsch.
Fahrzeugtechnik ist seit vielen Jahren extrem komplex geworden. Die Tester zeigen einem, was die ECUs an Störungen entdeckt haben. Aber in den meisten Fällen geht es erst dann so richtig los. Und jetzt kommt das zum tragen, was eben in den letzten Jahren fabriziert wurde. Die jeweiligen Themengebiete wurden aufgeteilt. Sprich in dem Fall kommt dann ein spezialisierter Mechaniker, meist der Diagnosetechniker oder ein Systemtechniker ins Spiel, der sich eben mit der extrem komplexen Thematik perfekt auskennt. Fehlersuche an Busssystemen, Interpretation von Adaptionswerten, Kalibrierwerten, Codierungen und Live Werten...das nimmt einem nicht der Tester ab, man muss das immer noch selbst bewerten und die geführte Fehlersuche selbst abarbeiten. Und diese Techniker müssen regelmäßig zu Schulungen, damit sie ihren Status nicht verlieren, sonst kann die Werkstatt nicht mehr die Systemtechnikerzeiten abrechnen.
Diese Themen sind so ultrakomplex, das ich stundenlang Beispiele aufzeigen könnte, wo eben nicht der„Tester alles“ macht. Und das ist ist die Regel. Und deswegen wurden die Arbeitsfelder eben auch aufgeteilt, weil ein normaler Mechaniker wie man ihn „von Früher“ kennt, sich gar nicht sotief in alle Themenfelder einarbeiten kann.
Und das Thema „Teiletauschen“ ist auch ein Problem, das von den Herstellern forciert wurde. Teilweise auch durch den Gesetzgeber im Rahmen von Gewährleistungsrechten und auch Produkthaftungsgesetzen. Selbst wenn man ein Defekt an einem Teil einzeln repariert könnte, sehen die Hersteller oftmals einen Austausch des ganzen Teils vor, an das ich mich dann bei einem Vertragshändler halten muss! Bei freien Werkstätten ist das nochmal anders - aber auch da machen einem oft Produkthaftungsgesetze oder Gewährleistungsgesetze einen Strich durch die Rechnung, wenn man regelkonform arbeiten will und keine Abmahnung riskieren will (wenn ich z.B. ein Ersatzteil für ein Getriebe selbst an einer Drehbank baue, weil es das vielleicht nicht einzeln gibt, dürfte ich das streng genommen gar nicht einbauen).
Und wie gesagt...die Themen gehen noch viel weiter und sind noch komplexer, da mittlerweile jedes einzelne Bauteile in sich selbst hochkomplex geworden ist...von der Abgasanlage mit Reinigungssystemen, über Scheinwerfer, Rädern und sämtlichen Einzelsystemen...deren Funktionsweisen verstanden werden müssen, um eine korrekte Fehlersuche an ihnen zu betreiben und den Fehler auchzu finden. Oder das simple austauschen einer Batterie...heute ohne Stützakku / Notstromsystem, Eintrag ins Batteriemanagementsystem, Auswahl der richtigen Batterietechnologie, Neukalibrierungen, bis hin zum richtigen Ladeprogramm / Ladegerät undenkbar. Alleine die Diagnose, wie sich die Lichtmaschine verhäl und wie die Batterie im Managementsystem geladen wird...dafür gibtes DUTZENDE Parameter, die man bewerten muss!
Ebenso Kalibrierungen und Messwertüberwachung und Bewertung von Kameras nach Achsvermessungen oder arbeiten an der Karosserie. Jede einzelne Komponente erfordert mittlerweile weitere, komplexe Arbeiten. Und das erfordert Schulungen, Schulungen, Schulungen. Wenn man Fahrzeuge in den Bremsenbrüfstandsmodi versetzen muss, um einen Bremsenprüfstand fahren zu können und den Tester mit dem Bremsnprüfstand verbinden. Und Scheinwerfer Einstellungen ein kamerabasiertes Einstellsystem erfordern und dieses mit dem Fahrzeug verbunden werden muss und dann gewisse Seuqnzen durchlaufen werden müssen. Wenn Softwarefehler einen bei der Diagnose auf die völig falsche Fährte locken. Man Kabelbrüche oder Übergangswiderstände sucht, an Autos mit 50 ECUs und entsprechender Verkabelung man
sich da einen riesigen Plan erstellen muss, wie man vorgeht. Sowohl analog, als auch Digital (Ringbruchdiagnosen, Oszi, etc.). (ECUs und Verkabelungen werden aber tendentiell weniger, da es immer mehr kombinierte ECUs gibt, die einzelne ECUs überflüssig machen)
Und immer mehr Bauteile übernehmen auch immer mehr Aufgaben. Simples Beispiel Glühkerze...früher nur zum Vorglühen...heute auch zum Zwischenglühen und Nachglühen in gewissen Betriebsbedingungen und zur Brennraumdruckmessung. Und so ist es mit vielen Bauteilen geworden. Reifen...mittlerweile mit RDKS...richtige RDKS Sensoren auswählen, programmieren, anlernen, aktivieren....Niederquerschnittsreifen, die nach WdK Zertifizierung auf WdK zertifizierten Maschinen und entsprechenden Werkzeugen montiert werden müssen (inkl. Vorheizofen für UHP Reifen, da im Gewährleistungsfall nachgewiesen werden muss, das konform montiert wurde). Auch da wieder Schulungen, Schulungen, Schulungen....Klima R1234yf und neue Kältemittel...Schulungen, Schulungen, Schulungen.
Und ich bin ein Mechaniker, der sowohl früher auch noch Vergaser eingestellt ohne autom. Kaltstarteinrichtung sondern mit Choke, an Jetronic Anlagen Mengenteiler zerlegt hat (und immer noch an solchen Anlagen arbeitet) und Zündaussetzer mit dem Pumpsprüher suchen musste und ZZP mit dem Strobo abgeblitzt und Verteiler eingestellt, ja sogar noch Zündkontakte getauscht hat. Ich habe eben noch alte 70er 80er Jahre Fahrzeuge reparieren dürfen, aber eben auch aktuell modernste Fahrzeuge.
Und aktuell ist es so, das aufgrund der EU Cybersicherheit Vorgaben immer öfter SFD (SchutzFahrzeugDiagnose) sprich Komponentenschutz Modelle verbaut werden, in dessen Steuergeräte ich nur reinkomme, wenn ich einen Freigabecode per Tester an den Herstellerserver sende, der dann eine Freigabe fürdas ECU erteilt und alles loggt, was ich wann gemacht habe. Und den Zugang bekomme ich nur, wenn ich zertifiziert bin. Um diese SERMI /SERMA Zertfizierung zu bekommen, muss ich ein polizeiliches Führungszeugnis vorweisen. Da geht die aktuelle Reise hin.
Und das ist nur ein Promilleauszug von dem, was heute von „Mechanikern“ abverlangt wird.
Es gibt heute eben nun mal, auch aus Kostengründen, für verschiedene Themenfelder verschiedene Betriebe. Getriebeinstandsetzungen, Turboinstandsetzungen, Motorinstandsetzungen, Steuergeräteinstandsetzungen. Alleine aus Kostengründen werden solche Arbeiten direkt an die entsprechenden Betriebe abgegeben, weil eben heute dafür für jedes einzelne Getriebe spezielle Schulungen notwendig sind, aufgrund der Vielfalt. Man könnte als freie Werkstatt gar nicht die Kosten stemmen, um alle diese Schulungen regelmäßig zu unternehmen und alle Spezialwerkzeuge vorzuhalten. Daher gibt man arbeiten direkt an spezialisierte Betriebe ab, die die Erfahrung, die Werkzeuge und das Know How haben für das jeweilige Gebiet. Eben weil die Bauteile alle hochkomplex geworden sind.
Arbeiten und Diagnose an Hochvoltanlagen erwähne ich hier der Einfachheit halber mal nicht. Noch mal ein komplett anderes Themenfeld, das mittlerweile aber auch zum Alltag gehört.
Die Leute jammern auch immer nur rum, warum Werkstätten so teuer geworden sind. Sie wissen nicht, was für ein
Kostenapparat mittlerweile hinter so einer Werkstatt hängt.
Und beim Thema Teile automatisch von eBay bestellen...Mittlerweile gibt es immer mehr Teile mit digitalen Signaturen,
die entsprechend gescannt und im System eingetragen werden müssen, da sie sonst vom Auto nicht angenommen werden.
Und auch Neuteile, die einen QR Code besitzen und den man erst einscannen und beim Herstellerserver dafür eine spezielle Kalibrierung bekommt, die im System aufgespielt werden muss.
Viele Grüße von einem Mechaniker, der die alte analoge Schule noch kennt, ganz ohne OBD Diagnose, aber eben auch die hochmoderne Schule. Und das ist nur ein extrem kleiner Teil, den ich hier aufzeige...ich könnte Stunden und Tage über die Herausforderungen heutzutage quatschen. Ich hatte Glück, das ich zu einer Zeit aufgewachsen bin und ein Alter habe, in der so langsam Computer aufkamen und daher von kleinauf dran bleiben konnte in der Entwicklung im KFZ-Handwerk. Steckst Du heute einen blutjungen 18-jährigen Mechaniker in die 80er Jahre Autos, hätte er ein Problem. Steckst Du einen 70 jährigen Mechaniker, der zuletzt an 80er Jahre Autos gearbeitet hat, in ein 2024er Hybridauto, hätte er ebenso ein Problem.
Ben